Regulierungsträume - Kybernetik & Robotik als interdisziplinäre Universalwissenschaft

Symposium vom 6.-8. Dezember 2006 im Rahmen der Roboexotica 2006

Alt und immer wieder neu ist der Traum von einer neuen universalen bzw. interdisziplinären Wissenschaft. Im 20. und 21. Jahrhundert finden sich trotz oder gerade aufgrund der zunehmenden Spezialisierung der Wissenschaften zahlreiche Visionen einer neuen, interdisziplinären Wissenschaft, welche die Beschränkungen des mechanizistischen, analytischen Denkens traditioneller Wissenschaft überwindet. Kybernetik, die Theorie dynamischer Systeme, die Artificial Life-Forschung oder die Robotik sind u.a. Hoffnungsträgerinnen für eine solche neue Wissenschaft (gewesen). Ihnen wurde immer wieder attestiert, dass sie eine übergreifende(re) Sprache entwickeln würden, die den Graben zwischen den sogenannten 'zwei Kulturen' von Natur- und Geisteswissenschaften überschreitet. Man denke etwa an die berühmt gewordenen Macy-Konferenzen, bei denen Mathematiker und, Physiker mit Biologen und Ethnologinnen kooperierten.

 

Interessant ist, dass neue Technowissenschaften wie Kybernetik, AL-Forschung oder Robotik jedenfalls eine weitreichende Wirkung in den unterschiedlichsten Wissensfeldern und Kontexten entwickel(te)n - und zwar in den Natur- bzw. Technowissenschaften wie den Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften. Entweder haben sie sich unter ihrem eigenen 'Label' in den unterschiedlichsten Disziplinen eingenistet, sich als neue, eigenständige interdisziplinäre Forschungsgebiete etabliert oder sie integrierten sich bzw. wurden in andere Bereiche integriert. In letzterem Fall gaben Technowissenschaften wie Kybernetik, Chaostheorie oder die Artificial Life-Forschung ihre eigene 'Identität' als eigenständige Wissensbereiche auf. So hatte die Kybernetik etwa in den Sechziger Jahren in den unterschiedlichsten Bereiche Einfluss – von der Medizin, (Molekular)Biologie, Pädagogik, Politikwissenchaft, Soziologie und Philosophie bis zur Verkehrsplanung und Künstlichen Intelligenz. Heute spricht kaum noch jemand von der Kybernetik aber ihre Theoreme und Produkte sind in vielen Bereichen präsent und gerade in der Robotik haben viele kybernetische Ideen wie zum Beispiel Feedback, Regulierung, black box Modelle Hochkonjunktur.

 

Wie sieht es vor diesem Hintergrund heute mit dem Anspruch auf interdisziplinäres Arbeiten und einer anderen Technorationalität in der Robotik mit ihrem kybernetischen Erbe und ihrer (biokybernetischen?) Zukunft aus? Inwieweit finden sich in der Robotik neue Arbeits- oder gar Rationalitätsformen?

 

Neue Formen des Wissens, der Wissensproduktion und der Herstellung von Artefakten wurden und werden durch Kybernetik und Robotik ermöglicht. Manche RobotikerInnen greifen heute auf die Kybernetik zurück, um Ideen für neue Technikentwicklungen zu ermöglichen. Affinitäten und Unterschiede in der Epistemologien, Ontologien und bei der Herstellung der Artefakte unter besonderer Berücksichtigung der Interdisziplinarität bzw. dem Gedanken einer Universalwissenschaft steht im Zentrum unseres Festivals.

 
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